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führten solche im ersten Halbjahr 1913 durch,

so etwa die OG Burgdorf. Auch in Bern, Langen-

thal und Biel fanden Flugtage statt. Zu den

Haupteinnahmequellen des Langnauer Flugta-

ges gehörte neben dem Eintritt zum Landeplatz

die Beförderung von Luftpost. Dazu wurden

spezielle Briefmarken und Flugkarten verkauft.

Zusätzlichmit demordentlichen Porto versehen

berechtigten diese dazu, dass die Sendungen

mittels Flugzeug von Langnau nach Bern und

von dort auf dem normalen Postweg weiter be-

fördert wurden. Auch Passagierflüge waren vor-

gesehen.

Das Lägerfeld beim Sekundarschulhaus diente

als Flugfeld. Als Pilot konnte Oskar Bider von der

OG gewonnen werden. Der Baselländer Bau-

ernsohn hatte erst kurz davor seine Pilotenli-

zenz in Frankreich erworben und sich Anfang

1913 mit der Überquerung der Pyrenäen per

Flugzeug internationale Anerkennung und nati-

onale Berühmtheit verschafft. Die Überquerung

der Pyrenäen hatte in zweierlei Hinsicht einen

positiven Einfluss auf die Aviatikspende: einer-

seits verschaffte sie der Fliegerei in der Schweiz

weitherum Aufmerksamkeit, andererseits wi-

derlegte Bider damit die gängige These, dass die

Schweizer Berge für feindliche Flugzeuge un-

überwindbar seien.

Allerdings hatte der Flugtag nicht den durch-

schlagenden Erfolg, den sich der Offiziersverein

erhofft hatte. Er fiel sprichwörtlich ins Wasser.

Bider landete zwar wie vorgesehen von Bern

her kommend am 4. Mai um viertel nach neun

mit einem Passagier in Langnau und wurde von

einer ansehnlichen Menschenmenge empfan-

gen. Danach wurde allerdings sein Flugzeug

bald in einen eigens gebauten Schuppen ge-

bracht, um es vor dem einsetzenden Regen und

dem auffrischenden Wind zu schützen. Das

Wetter erlaubte im Laufe des Nachmittags bloss

noch zwei kurze Flüge von wenigen Minuten,

wobei der Flugpionier ordentlich mit dem star-

ken Wind zu kämpfen hatte, was in Langnau

einen nachhaltigen Eindruck hinterliess. «Wir

alle hatten den Eindruck, dass es Herrn Bider bei

seinem Entschluss, den Elementen zu trotzen,

nicht sowohl galt, Zeugnis abzulegen von seinem

persönlichen Mut, als vielmehr, zu zeigen, dass

ein Flieger, der sich in den Dienst des Vaterlandes

stellen will, vor Wind und Wetter nicht zurück-

schrecken darf. So wurden nach unserer Über-

zeugung seine Flüge über das Oberemmenthal

erst recht zu einer wirksamen Propaganda für

die schweizerische Militärfliegerei.» Als sich das

Flugtage waren ein beliebtes Mittel, um auf die Sammlung

aufmerksam zu machen und zusätzliches Geld einzunehmen.

← Der Flugtag in

Langnau wurde auf

einer eigenen Postkarte

festgehalten, auf der

Oskar Bider vor seiner

Blériot abgebildet ist.

1913

4. Mai: Flugtag in Langnau

mit Oskar Bider.